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Durst wird durch Bier erst schön

DER BIERPROZESS DER STADT GÖRLITZ

Schank-Fehden führte die niederschlesische Stadt Görlitz im 15. Jahrhundert sowohl gegen die Stadt Zittau als auch gegen ihre Pfarrer. Darüber schrieb S. Neumann im Jahre 1820 in seiner »Geschichte von Görlitz«: BIERPROZESS

16.Eibauer Bierzug 080629 1

»Großes Aufsehen machte der Bierprozeß der Stadt Görlitz mit ihrer Pfarrei. Die Geistlichen trieben es so arg, dass der Pfarrhof, wo sie ihr Bier verschenkten, geradezu eine Spielspelunke war, wo die Priester mit den Bürgern spielten und ihnen mit Karten, Kugel und Brett das Geld abnahmen. Dies hatte im Jahre 1474 ein gewisser Magister Schwoffheim, der früher in Leipzig Rector Magnificus gewesen war, angefangen, ganz im Großen zu betreiben. Er war nämlich Pfarrer da geworden und schenkte nun sofort fremdes Bier auf seinem Pfarrhofe aus. Und weil er mit seinen schlechten Witzen und Spielvergnügungen die Bürger an sich zog, lief ihm alles zu.

Die Brauhofsbesitzer verklagten ihn deshalb beim Stadtrate, der ihn wiederum beim König von Böhmen denunzierte. Er ward zwar nach Bautzen versetzt, allein sein Nachfolger Behem machte es nicht besser und brachte den Streit sogar bis vor den Bischof von Meißen, der die Sache aber nicht vermitteln konnte.

Zwar schritt König Wladislav ein; er verbot der Pfarrei, Bier zu verschenken, allein die Geistlichen, welche der Stadtrat in einem Schreiben vom Jahre 1494 »wilde Priester« nannte, kehrten sich nicht daran. Schließlich musste doch im Jahre 1498 der Stadtrat, trotzdem er den Bischof von Meißen auf seiner Seite hatte, sich mit den Priestern gütlich vergleichen, damit nur das Ausschenken fremden Bieres aufhörte. Denn gerade hieran hatte der Stadtsäckel großes Interesse, weil das Bier für diesen ein sehr viel Gewinn bringender Handelsartikel war.

Damit hängt auch die Bierfehde zusammen, die Görlitz mit Zittau um dieselbe Zeit hatte. Auch diese Stadt trieb viel Ausfuhrgeschäfte mit Bier und wollte deshalb nicht innerhalb ihrer Bannmeile bleiben. So hatten die Zittauer im Jahre 1490 wieder ihr Bier über die Görlitzer Grenze gebracht, allein die brauberechtigten Bürger und Brauer fielen über sie her, hielten ihre Wagen an, prügelten ihre Fuhrleute durch, schlugen den Fässern die Böden aus und ließen das Bier auslaufen. Davon heißt die Stelle, wo dies geschah, heute noch »Bierpfütze«. Daraus entstand eine förmliche Fehde zwischen beiden Städten, denn die Zittauer fielen nun mit Waffengewalt in das Görlitzer Gebiet ein. Die Fehde schloss jedoch durch einen Prozess, den König Wladislav 1497 zugunsten der Stadt Görlitz entschied.«


Altbayerische Gemütlichkeit fing Lorenzo Quaglio (1793-1869) in seinen Bildern ein. Hier sein »Oberbayerischer Wirtsgarten« (im Münchner Stadtmuseum). Lorenzo gehörte einer Familie an, die vom Comer See stammte und im 18. und 19. Jahrhundert über ein halbes Dutzend namhafte Maler und Architekten hervorbrachte, die vor allem in Bayern wirkten.

>> Das Betrugs-Lexicon von 1721

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