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Durst wird durch Bier erst schön

 
WER ERSTLICH ERFUNDEN HAT DAS BIER UND DER VOLLEN BRÜDER TURNIER
Herr Aventinus - 1580 nach der Bayerischen Chronik

Ein Schwank von Hans Sachs,
gedichtet am 15. November 1553.

Gamprinius, ein kühner Held,
in Flandern und Brabant erwählt,
ein König - streng, gerecht und frumm -
regiert in seinem Königtum.
Litt keine Räuberei noch Unrecht,
er straft den Herren wie den Knecht,
er hielt seim Volk getreuen Schutz
und handhabet gemeinen Nutz.
Derselb lehrt Männer und den Frauen,
dem ganzen Volk das Ackerbauen:
Düngen, ackern und besäen
mit Gersten und Weizen in der Nähen,
lehrt Schneiden, Sammeln und Einführen,
und dreschen, wie denn tut gebühren.
Nach dem ließ Malzen er und Wenden,
Dörren und Mahlen an den Enden.
Nach dem ließ Bier er daraus bräuen,
damit tät er sein Volk erfreuen,
in Livland, Sachsen, Meißen, Harz
und immer weiter einewarts,
das ist wohl glaublich allerweis,
denn diese Völker dienen mit Fleiß
dem Gott Bachus mit dem Biersaufen,
Weib und Mann, Jung und Alt mit Haufen.
Und mag das wohl mit Wahrheit gehen,
wie ich es denn hab selbst gesehen
eines Tags am Harz bei dem Bier.
Da hatten ihrer zwölf ein Turnier.
Diese Bierhelden sah ich streiten,
mit Stützen und Kandeln zusammen reiten.
Einer schrie: Gut Gsell, es gilt Dir!
Der ander schrie: Frisch her zu mir!
Der dritt schrie: Schenk, Lieber, schenk ein!
Der viert schrie:
Bring frisch Bier her fein!
Der Wirtsknecht, der hätt gnug zu laufen -
da sah man gar ein kühisch Saufen.
Welcher Held war verzagt im Handel,
bracht für sich vier oder fünf Kandel.
Ihre Brüst waren mit Bier begossen,
man hätt kaum ein Pfeil dadurch geschossen.
Sie trunken ganz als wärens erdürst
und fraßen dazu gesalzen Knackwürst
und rohen Speck, gesalzen frisch.
Das Bier, das floß über den Tisch.
Die Erd ward naß wie ein Badstuben,
zu saufen sie immer wieder anhuben.
Als auf sechs Stund währt das Turnier,
austrunken war ein Tonnen Bier.
Ein Held hinter dem Tisch entschlief,
der ander aus der Stuben lief,
war gar ganz voll, mocht nit mehr trinken.
Der dritt tät darniedersinken
bei dem Ofen auf die Leckbänk.
Der viert mit Farzen macht ein Gstänk.
Dem fünften tät das Bier aufstoßen
die Tür, dass er pfercht in die Hosen.
Der sechst grölzt, thut den Säuen locken,
der siebent warf ein Haufen Brocken.
Der acht tät nach Spielen schreien,
man sollt ihm Würfel und Karten leihen.
Der neunt brunzt unterm Tisch herfür,
dass es runn zur Stubenthür.
Der zehnt juchzend schrie und sang,
der elft saß und sah leichtnamig strang,
und auch nur immer balgen wollt.
Der zwölft, der schrie, man rechnen sollt.
Die Rechnung macht der Wirth nach Dunken:
Drei Groschen einer hat vertrunken.
Also zogens ab vom Turnier
und rochen alle nach dem Bier
und glotzten all wie die Geißböck.
Etlich zu Pfand ließen die Röck,
ihr etlich fielen ob die Stiegen,
ihr zween auf dem Mist blieben liegen,
ihr drei gingen an Wänden heim,
waten hin durch Dreck, Kot und Leim.
So rittens ab vom Turnierplan.
Des andern Tags jeder gewann
zwo faule Händ und ein bösen Kopf,
ein leeren Beutel, ein vollen Kropf.
Da dacht ich gar heimlich bei mir:
Wer täglich reitet in das Turnier,
es sei zu Bier oder Wein,
und wartet nicht des Handels sein,
dem kommt endlich Armut zu Haus
und trägt ihm sein Hausrat aus.
Wer aber in Arbeit ist nit lässig
und brauchet sich ziemlich und mäßig,
Wein und Bier oder an der Gaben,
die wir vor Gott dem Herrn haben,
mit Dankbarkeit sie genießt allwegen,
dem gibt Gott Gedeihen und Segen,
dass er sich also mag hie nähren,
nach seinem Stand mit Gott und Ehren.
Behüt ihn vor Armut, Ungemachs,
hie und dort ewig, wünscht Hans Sachs.

>> Das Geheimnis der Würze kannte nur der Abt

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